Rechenschafts- und Tätigkeitsbericht 2009


Das Jahr 2009 war von einem neuen, in unserer über 25-jährigen Vereinsgeschichte noch nicht dagewesenen und so auch nie für möglich gehaltenen Rekordtief der Zuweisungen von Zahlungsauflagen der Justiz gekennzeichnet: Im gesamten Jahr flossen uns nur 170 € zu – 150 € aus einer Zahlungsauflage und 20 € aus verfallenem Verwahrgeld! Zudem gelang es trotz zahlreicher Appelle nicht, die Mitgliederzahl zu steigern; am Jahresende 2009 zählten wir 183 – zu Jahresbeginn 2010 sogar nur noch 181 – Mitglieder, die 7.018 € an Beiträgen aufbrachten. Außerdem gingen 1.450 € Spendengelder ein. So konnten wir nur gut 8.286 € für Kriminalprävention aufwenden; eine 2008 beschlossene Förderung des vorbeugenden Brandschutzes verfiel wegen ausgebliebenen Abrufs zum Ende des Berichtsjahres. Wie 2008, als wir die Kriminalprävention mit fast 8.274 € unterstützten, bleib unsere Fördertätigkeit also weiter auf niedrigster Höhe. Angesichts unserer geringen Einnahmen trafen uns die Aufwendungen, die durch den Umzug der Geschäftsstelle und die dringende Renovierung der neuen Räume unausweichlich waren, besonders hart: Am Ende des Berichtsjahres ergab sich ein Ausgabenüberschuss von über 10.900 €; im Dezember 2009 musste der Geschäftsführende Vorstand sogar die vorläufige Einstellung sämtlicher Förderungen feststellen, weil unser Liquiditätsminimum von 12.000 € erreicht war.

Die 150 € aus einer Zahlungsauflage der Justiz gingen aus Brandenburg (AG Königs Wusterhausen) ein. Die Thüringer Justiz (StA Gera, Zweigstelle Jena) bedachte uns zwar, der Betroffene brauchte im Berichtsjahr jedoch noch keine Zahlung zu leisten. Auch die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen (7.018 €), Spenden (1.450 €) – diese vor allem aus Akquisitionen unseres Regionalbeauftragten für Hessen, Kurt Maier – und Zinsen (gut 133 €) gingen im Vergleich zu 2008 jeweils teils erheblich zurück. Insgesamt lagen die Einnahmen im Berichtsjahr bei rund 8.771 € und damit um weit über 15.000 € niedriger als im Vorjahr 2008.

Der Geschäftsführende Vorstand musste wegen ausbleibender Zuweisungen von Zahlungsauflagen der Justiz im Jahr 2009 Förderanträge immer wieder insgesamt ablehnen oder im Zuwendungsbetrag kürzen. Diese schon seit 2006 anhaltende Entwicklung prägte wiederum die Berichte und Diskussionen auf der Mitgliederversammlung und der jährlichen Sitzung des Gesamtvorstandes vom 25. April 2009 in Berlin; das dort entworfene Szenario, wonach wir ohne die Mittel aus Zahlungsauflagen der Justiz unsere Fördertätigkeit wohl einstellen müssten, wurde schon gut sieben Monate später traurige Realität!

Im April 2009 mussten wir unsere Geschäftsstelle wegen völligen Umbaus des dortigen Dienstgebäudes aus der Otto-Braun-Straße 27, 10178 Berlin (Mitte), in die Gallwitzallee 85, 12249 Berlin (Lankwitz), in eine jahrelang ungenutzte Dienstwohnung verlegen. Unser Bemühen, unsere Mittel vorrangig für Förderungen im Sinne des Vereinszwecks zu verwenden und Verwaltungskosten zu senken, wurden durch die unausweichliche Renovierung der neuen Räume zunichte gemacht: Allein hierfür waren über 3.528 € aufzuwenden, wodurch die Verwaltungskosten insgesamt mit gut 9.248 € leider wieder nahezu die Höhe von 2006 erreichten, die wir seither kontinuierlich abgebaut hatten.

Wegen der grundlegenden konzeptionellen Änderung der Ausschreibung der Landeskommission Berlin gegen Gewalt „Schule und Eltern aktiv für Toleranz und demokratisches Handeln“ für Gewaltprävention an Berliner Grundschulen und des damit verbundenen wesentlich höheren Mittelbedarfs musste die ISVK ihre Mitwirkung an diesem Präventionsvorhaben, für das wir in den vier Jahren zuvor mit insgesamt 36.000 € jeweils die meisten Fördermittel aufgewendet hatten, im Jahr 2009 einstellen.

Die ISVK stiftete 2009 aber zum achten Mal in Folge einen Sonderpreis zum Berliner Präventionspreis, der diesmal mit 1.500 € dotiert war und am 10. November 2009 auf dem 10. Berliner Präventionstag vergeben wurde. Zumindest hierbei arbeiten wir weiter eng mit der Landeskommission Berlin gegen Gewalt zusammen; die ISVK war im Berichtsjahr erstmals durch Prof. Heinz Jankowiak, den 1. Stellvertreter des Vorsitzenden, in der Jury zur Vergabe des Präventionspreises vertreten.

Weitere Projektförderungen flossen nach Thüringen (600 € für Gewaltprävention für Vorschulkinder), Hessen (400 € für die gewaltpräventive Jugendarbeit zweier Sportvereine), Berlin (400 € für ein Anti-Gewalt-Training an einer Jugendwohneinrichtung) und Niedersachsen (300 € für das Jugendprojekt eines gemeinnützigen Trägers).

Der 1. Geschäftsführer vertrat die ISVK im Jahr 2009 bei insgesamt sechs Anlässen, etwa bei der Vergabefeier zur Ausschreibung „Schule und Eltern aktiv für Toleranz und demokratisches Handeln“ im Roten Rathaus (13. Januar), auf dem Fachtag Prävention in der Alten Feuerwache Oranienstraße (13. Februar) und auf dem 10. Berliner Präventionstag im Rathaus Schöneberg (10. November). Die Berliner Medien nahmen von öffentlichen Ereignissen meist keine Notiz, nur eine einzige Zeitung erwähnte den Beitrag der ISVK zum Grundschulprojekt.

Schwerpunkte unserer Förderung sollten auch 2010 kriminal- und gewaltpräventive Projekte für junge Menschen sein. Wenn wir allerdings weiterhin so gut wie keine Mittel aus Zahlungsauflagen der Justiz in Strafverfahren erhalten, müssen wir unsere Fördertätigkeit im Jahre 2010 – wie seit Ende November 2009 – wohl im Wesentlichen einstellen.

Winfried Roll, Kriminaldirektor a.D.
1. Geschäftsführer