Rechenschafts- und Tätigkeitsbericht 2008


Das Jahr 2008 war von einem neuen Rekordtief der Zuweisungen von Zahlungsauflagen in Strafverfahren durch die Justiz gekennzeichnet: Erstmals flossen uns nur fast genau so viele Mittel aus Zahlungsauflagen (7.130 €) wie aus Mitgliedsbeiträgen (7.046 €) zu. Dabei ging auch die Mitgliederzahl zurück, am Jahresende zählten wir noch 181 Mitglieder – vier weniger als zum Beginn des Jahres. So konnten wir nur noch knapp 8.274 € für die Unterstützung der Kriminalprävention aufwenden und weitere 2.880 € hierfür zurückstellen; ebenso wurde eine Förderung des vorbeugenden Brandschutzes mit 450 € im Berichtsjahr zwar beschlossen, aber noch nicht abgerufen. Gegenüber 2007, als wir die Kriminalprävention noch mit fast 32.720 € unterstützen konnten, gingen die beschlossenen und ausgereichten Fördermittel also drastisch zurück.

Gelder aus Zahlungsauflagen der Justiz flossen uns im Berichtsjahr nur aus Thüringen (StA Gera mit Zweigstelle Jena), Schleswig-Holstein (StA Lübeck), Brandenburg (AG Königs Wusterhausen), Niedersachsen (StA Osnabrück) und Sachsen-Anhalt (StA Halle) zu, während uns die Berliner Justiz wiederum überhaupt nicht bedachte. Allerdings summierten sich diese Zahlungseingänge auf nur 7.130 €, was das bisherige Rekordtief von 2006, als es rund 8.912 € waren, erneut unterbot. Auch die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen (7.046 €) und Spenden (2.320 €) – diese vor allem aus Akquisitionen unseres Regionalbeauftragten für Hessen, Kurt Maier – gingen im Vergleich zu 2007 leicht zurück. Nur durch Rückgaben nicht verbrauchter Fördergelder und Vorschüsse (zusammen rund 6.912 €) lagen die Gesamteinnahmen im Berichtsjahr mit rund 23.820 € doch noch um rund 576 € höher als im Vorjahr 2007.

Der Geschäftsführende Vorstand musste angesichts geringer Zuweisungen von Zahlungsauflagen der Justiz im Jahr 2008 Förderanträge immer wieder insgesamt ablehnen oder zumindest im Zuwendungsbetrag kürzen. Diese schon seit 2006 anhaltende Entwicklung beherrschte auch die Berichte und Diskussionen des Gesamtvorstandes auf seiner turnusmäßigen Sitzung vom 17. Mai 2008 in Jena: Ohne eine erhebliche Steigerung des Mittelaufkommens aus Zahlungsauflagen der Justiz ist unsere Fördertätigkeit ernstlich gefährdet.

In dem Bemühen, die vorhandenen Mittel vorrangig für Vereinszwecke zu verwenden, konnten wir die Verwaltungskosten im Berichtsjahr erneut auf nun noch knapp 5.882 € senken; das waren fast 1.940 € weniger als im Vorjahr. Seit 2005, dem ersten Jahr der jetzigen Geschäftsführung, gingen unsere Verwaltungskosten um mehr als die Hälfte (51,8 Prozent) zurück, vornehmlich durch Einsparungen bei Personal-, Fahrt- und Portokosten.

Das von der ISVK im Jahr 2008 mit den meisten Fördermitteln bedachte Präventionsvorhaben war zwar wieder die jährliche Ausschreibung „Schule und Eltern aktiv für Toleranz und demokratisches Handeln“ für gewaltpräventive Projekte an Berliner Grundschulen, die hierfür bereitgestellten 2.500 € wurden aber erst am 13. Januar 2009 ausgereicht. Zum Berliner Präventionspreis stiftete die ISVK 2008 zum siebenten Mal in Folge einen wieder mit 1.000 € dotierten Sonderpreis, der am 14. Oktober 2008 auf dem 9. Berliner Präventionstag vergeben wurde. Bei beiden Veranstaltungen, der Ausschreibung für Grundschulen und dem Berliner Präventionstag, arbeiten wir weiter eng mit der Landeskommission Berlin gegen Gewalt zusammen.

Als größtes Einzelprojekt wurde im Jahr 2008 der Schülerclub „Arche“ an der Eduard-Mörike-Grundschule in Berlin mit 1.000 € gefördert. Neben den schon genannten Fördermitteln zur jährlichen Ausschreibung für gewaltpräventive Projekte an Berliner Grundschulen und zum Berliner Präventionspreis flossen im Berichtsjahr weitere 2.020 € ebenfalls nach Berlin, darunter Zuschüsse zu einem Theaterprojekt gegen sexualisierte Gewalt an Kindern (500 €), an „Stop-Stalking“ vom Krisen- und Beratungsdienst (KUB) e.V. (420 €) und zu Vorbeugungsmaterialien des schwulen Anti-Gewalt-Projekts MANEO von Mann-O-Meter e.V. (300 €).

In Hessen wurden Anti-Gewalt-Trainings an mehreren Kindertagesstätten und die gewaltpräventive Jugendarbeit dreier Sportvereine mit zusammen 1.150 € gefördert; nach Niedersachsen flossen im Berichtsjahr neben einigen Reisekosten 700 € Fördermittel für gewaltpräventive Veranstaltungen und Seminare an Schulen und Kindertagesstätten. Presseberichterstattung zu solchen, sogar eher bescheidenen Förderungen – stets mit ausdrücklicher Nennung der ISVK – war wieder nur in Flächenländern und nicht unter den Bedingungen der Berliner Presselandschaft zu erzielen.

Der 1. Geschäftsführer vertrat die ISVK im Jahr 2008 bei der Eröffnung der Beratungsstelle von „Stop-Stalk­ing“ (23. April), auf der Feierstunde für Sponsoren von MANEO (19. Juni), bei der Eröffnung eines Spielebauwagens aus der Ausschreibung für Berliner Grundschulen (2. Oktober), beim Aktionstag Brandschutzerziehung der Berliner Feuerwehr (19. Oktober), auf einer deutsch-französischen Tagung zur Jugendkriminalität (7./8. November) und als Vorsitzender der Jury zur Ausschreibung für Berliner Grundschulen (10. Dezem­ber). Die Berliner Medien nahmen von den meisten der Ereignisse entweder erst gar keine Notiz oder erwähnten gegebenenfalls den Beitrag der ISVK dazu leider nicht.

Schwerpunkte unserer Förderung sollen auch 2009 wieder kriminal- und gewaltpräventive Projekte für junge Menschen sein. Bei weiterhin kaum zufließenden Mitteln aus Zahlungsauflagen der Justiz in Strafverfahren dürften unsere Förderungen im Jahre 2009 allerdings erneut noch geringer ausfallen müssen.

Winfried Roll, Kriminaldirektor a.D.
1. Geschäftsführer